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Peronospora: 2023 wird eine traurige Weinlese

2 September 2023

Wenn ich in diesem Sommer durch die Reihen unserer Rebstöcke gehe, kann ich gar nicht hinsehen. All diese trockenen Beeren an den Weinreben machen mich traurig, also richte ich den Blick zu Boden.

Der Pilz Peronospora hat zu Beginn des Sommers die Weinreben befallen, und die Weinlese 2023 wird wahrscheinlich die magerste, an die ich mich erinnern kann. Die Einbußen betragen schätzungsweise 70 %.

Peronospora

Peronospora oder Falscher Mehltau der Weinrebe wird durch den Erreger Plasmopara viticola ausgelöst und ist wahrscheinlich die schwerste kryptogamische Krankheit, an der die Weinrebe leiden kann. Dabei können alle grünen Organe der Pflanze, vor allem die Blätter, befallen werden, doch die die Krankheit kann sich auch auf die Weinreben ausdehnen und erheblichen Schaden anrichten.

Damit es zu einer Infektion kommt, muss es mindestens zwei Tage lang regnen, und das Rebblatt muss mehrere Stunden lang mit einem Wasserfilm benetzt sein. Mit erfolgter Infektion beginnt abhängig von den klimatischen Bedingungen eine Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen, bevor die ersten Symptome auftreten. Sind die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit geeignet, also hoch genug, kommt es zur Sporulation, die sich im durch die Fruchtbildung des Pilzes ausgelösten typischen weißen Schimmel zeigt.

Bekämpfung von Peronospora im ökologischen Weinbau

Der ökologische Anbau setzt uns Grenzen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Wir können nicht auf die wirksamsten in der herkömmlichen Landwirtschaft verwendeten Mittel zurückgreifen.
Kupfer stellt im ökologischen Weinbau noch heute das einzige effizient gegen Peronospora wirkende Mittel dar. Diesem können weitere Zusätze beigemischt werden, deren Funktion darin besteht, die Wirkung des Kupfers zu verstärken und/oder dessen Dosierung zu beschränken.

Kupfer ist ein Pflanzenschutzmittel mit Kontakt- und Präventivwirkung, das also vor der erfolgreichen Ansiedlung des Pilzes auf den zu schützenden Pflanzenorganen angebracht werden muss.

Das Kupfersulfat wird in Wasser aufgelöst und mit einem an den Traktor angeschlossenen Zerstäuber auf die Weinreben gesprüht.

Was dieses Jahr geschehen ist

Der Zeitraum zwischen Ende des Frühlings und Beginn des Sommers 2023 war durch fortwährende und ergiebige Niederschläge gekennzeichnet: Es hat praktisch ab Anfang Mai bis weit in den Juni hinein viel und täglich geregnet, wodurch perfekte Bedingungen (Wärme, Feuchtigkeit und ständige Benetzung der Blätter) für den Befall mit Peronospora entstanden sind.

Die Behandlungen mit Kupfer haben nicht ausgereicht, da andauernder und ununterbrochener Regen das zuvor auf die Weinstöcke gesprühte Mittel abgespült hat.

Zunächst trat die Peronospora auf den Blättern auf und ist dann auf die Weinreben übergesprungen, weshalb die Beeren vertrocknet sind. Einige Teile des Weingartens haben mehr gelitten, vor allem die Merlot-Reben für unseren IGT Monteficalle, andere etwas weniger. In jedem Fall werden die Einbußen bei 70 % oder höher liegen.

Hätten wir mehr tun können? Haben wir etwas falsch gemacht? In der Anfangsphase haben wir das Risiko sicherlich unterschätzt, hatten wir doch in den letzten Jahren häufig das gegenteilige Problem: die Trockenheit. Ich kann mich kaum erinnern, wie viele Jahre es zurückliegt, dass die Peronospora in unserer Gegend derart heftig zugeschlagen hat. Wahrscheinlich haben wir den richtigen Zeitpunkt für die Behandlungen verpasst. Schon eine Verspätung von zwei Tagen reicht aus, um der Infektion Vorschub zu leisten.

Andere Winzer, auch solche, die ökologischen Weinbau betreiben, hatten keine so großen Einbußen. Wahrscheinlich haben sie rechtzeitig gehandelt, obgleich in geringerem Ausmaß die ganze Gegend von dem Problem betroffen ist.

Und jetzt?

Das Jahr 2023 wird für uns eine drastische Verringerung der Produktion bedeuten. Ich und Lorenzo werden überlegen, wie wir die geringe Menge an Trauben auf die verschiedenen Weine verteilen.

Bekanntermaßen steigt bei stark begrenzter Quantität die Qualität der Produktion, da die wenigen an den Rebstöcken vorhandenen Beeren die ganze Unterstützung der Pflanze erhalten. Es wird kurz gesagt sehr wenig, aber wahrscheinlich sehr guten Wein geben!